Deponie stoppen?

AKTUELLES AUS DER GEMEINDE

3.

März

2024

Mein Standpunkt: Roger Indinger

Deponie stoppen?

Meine Meinung: Warum die Deponie am Bültsee nicht kommen darf

Lange Zeit habe ich gehadert, mich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Warum auch? Dass die Anwohner mit Ablehnung auf eine Deponie in deren Umfeld reagieren, ist überhaupt nicht verwunderlich. Mein erster Eindruck, der sich erstaunlich lange gehalten hat, war der, dass vor allem persönliche Motive im Vordergrund stehen, die man durchaus als egoistisch interpretieren kann. Niemand möchte eine Deponie in der Nachbarschaft haben. Klar. Aber irgendwo muss auch Bauschutt hin, wenn wir in dieser Welt so leben wollen, wie wir es tun.

Alles Egoisten?

Es gibt auch eine Reihe von Argumenten, die ich für mich weiterhin in der „egoistischen Ecke“ verorte. Sie waren zu hören bei der Informationsveranstaltung am 20. Februar 2024 in der Stadthalle. Das entsprach alles meinen Erwartungen: Der Verkehr ist jetzt schon sehr dicht, da brauchen wir keine LKWs, die die Straßen noch mehr verstopfen. Oder: Wir wollen nicht die Deponiestadt Eckernförde sein. Solche Argumente haben für mich überhaupt einen Wert, da sie vor allem vom persönlichen Vorteil einzelner geprägt sind. Sie finden in meiner persönlichen Abwägung, ob ich für oder gegen eine Deponie bin, schlicht keinen Platz. Gründe, dass unter einer Deponie der Tourismus und die Wirtschaft und damit die ganze Region leidet, wirken dann eher vorgeschoben, zumal Zahlen von 20 LKWs pro Tag avisiert wurden. Auf einen Tag verteilt fährt alle halbe Stunde irgendwo ein Laster vorbei …

Warum dann doch?

Die Informationsveranstaltung war trotzdem der Wendepunkt für mich. Michael Packschies, seines Zeichens Geograph, zeigte deutlich auf, warum der Standort am Bültsee für eine Deponie überhaupt nicht geeignet ist: das Areal ist mangels Deckschicht sehr wasserdurchlässig. Wenn Schadstoffe austreten, gelangen diese direkt in das Grundwasser. Die Fließrichtung des Grundwassers verbindet den Schnaaper See, Bültsee, Kollsee, Langsee und die Schlei. Viele Gebiete in Schleswig-Holstein weisen entsprechenden Deckschichten auf, die eine Beeinträchtigung des Grundwassers verhindern. Der zweite wesentliche Kritikpunkt in seinem Vortrag bestand im mangelnden Regelungswillen des Landes, eine Deponie zu planen. Das Land entscheidet nur über Anträge von angehenden Deponiebetreibern, die ihren eigenen Grund und Boden betreffen. Es gibt also kein (Raumordnungs-)Verfahren, dass eine Auswahl geeigneter Flächen zum Ziel hat. Das könnte das Land in die Hand nehmen, tut es aber nicht.

Gerd Kämmer als Biologe zeigte den bereits bestehenden Wert des Areals auf. Er betreut seit weit über 20 Jahren die Wiesen um den Bültsee und lässt dort ca. 20 Galloway-Rinder grasen. In seinem Vortrag gab es Bilder von Pflanzen zu sehen, die ich mein Leben lang noch nie gesehen habe. Kein Wunder, etwa 60 Arten extrem seltener Pflanzen und Arten auf der Roten Liste haben dort einen bedeutsamen und wertvollen Naturraum geschaffen, der seinesgleichen sucht.

Was spricht denn dagegen?

Noch ein Lerneffekt meinerseits: Die Renaturierung sei eine recht aufwendige und teure Angelegenheit, vor der sich der Kiesgrubenbetreiber gerne drücken wolle, dachte ich. Umso erstaunter war ich, dass sich die Forderung der Naturschützer schlicht in einem Sich-selbst-Überlassen erstreckt, die Natur wird ihren Weg weitgehend allein finden. Mit der Unterstützung weidender Robustrinder zum Beispiel, die die Voraussetzungen für diese seltenen Arten quasi „nebenbei“ schaffen und erhalten.

Die Renaturierung ist ohnehin eine Verpflichtung für die Firma Glindemann, wenn der Kiesabbau endet. Das ist Bestandteil der jetzigen Genehmigung. Sie müsste nur woanders einen geeigneten Standort suchen und ihr Versprechen wahr machen.

Das sind letzten Endes die Argumente, die mich überzeugt haben, dass diese Initiative richtig und wichtig ist. Daher:

Ja, Deponie stoppen!

Und weil dagegen nicht dafür ist:

Für ein wertvolles Biotopverbundsystem!